Geschichte der Altertumsschänke
Die Geschichte des Hauses, in dem sich die Altertumsschänke heute befindet, lässt sich aufgrund des letzten Kamenzer Stadtbrandes nur schwer nachvollziehen. Es deutet vieles daraufhin, dass das Haus einst als Ausspanne und Herberge für fahrende Händler diente, welche nach dem sogenannten Torschluss in Kamenz ankamen. Dies ist allerdings nicht mehr zu belegen. Sicher ist, dass das Gebäude vor der ersten Erwähnung als Einkehr dem vis a vis liegenden „Tuchhaus Körner“ als Trocknungshaus diente.
Der zuerst erwähnte Gastwirt in diesem Hause war ein gewisser Herr Hacker. Er begründete am 04. Februar 1870 die sogenannte „Hacker´sche Restauration“. Die hübsche Tochter der Wirtsleute Hacker betörte den Jüngling Josef Amler. Am 03. Mai 1887 heiratete Josef Amler die liebliche Wirtstochter. Josef Amler war es auch, der anfing verschiedenste Bilder, Gegenstände, Mineralien und sonstige Gegenstände zu sammeln und damit der Gaststube diese Einmaligkeit zu verleihen.
Im Jahre 1890 entsteht der Anbau, der seither als Vereinszimmer genutzt wird.
Am 04. Februar 1895 feierte man den 25. Gründungstag der „Hacker´schen Restauration. Kurz darauf übernahm Josef Amler die Gaststätte. Die Restauration wurde umbenannt: Altertumsschänke
Während des Ersten Weltkriegs beherbergte Familie Amler verwundete Soldaten und die Altertumsschänke diente zeitweise als Durchgangslazarett.
Amler führte die Gaststätte bis August 1927 und übergab die Leitung am 13. seiner Tochter Liddy Helene Fischer, geb. Amler.
Die Geldsorgen und die wirtschaftlichen Wirren der Zeit zwangen die Familien Amler/Fischer aus der Altertumsschänke.
Ab dem 01. März 1934 führten Margarete (geb. Amler) und Willi Falten die Altertumsschänke für ein paar wenige Jahre. Die Ehe der Faltens hält nicht und Margarete, die die Schänke weiterführt, heiratet Herrn Retzlaff. Das Ehepaar erhält am 12. Februar 1948 die Konzession zum Betrieb einer Schank- und Speisenwirtschaft. Wann die Altertumsschänke ihre Pforten schloss, und die Familie Retzlaff aus dem stark verwitterten und mehr als baufälligen Haus auszog ist uns nicht bekannt.
Im Jahre 1986 erwarb Hans-Dieter Böhmer das Gebäude und sanierte die Altertumsschänke und das Vereinszimmer von Grund auf. Herr Böhmer hat alles darangesetzt, die von Josef Amler geschaffene Einmaligkeit zu erhalten. Unter Kohlen und Schutt fand er Teile der Sammlung Amlers. Scheinbar vor Plünderern zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs versteckt tauchten nach und nach bei Beräumungsarbeiten immer mehr Kleinode und Bilder, Waffen und Zinnwaren auf. Böhmer musste aber nach wenigen Jahren das Haus aufgeben und es wurde versteigert. Dann begann der Abstieg der Altertumsschänke: wechselnde Pächter, teils mit zweifelhaften Ideen oder Ansichten gaben sich die Klinke in die Hand. Selbst Hans-Dieter Böhmer, der zuletzt die Altertumsschänke noch einmal pachtete, vermochte den Ruf nicht mehr zu ändern.
Ab Januar 2006 betrieb Barbara Ehlert mit ihrer Familie die Altertumsschänke mit Erfolg. Die Besitzerin und ihr Gatte haben im Winter 2006/2007 das Haus nochmals teilsaniert und das Dach saniert und ausgebaut. Seit März 2019 lenkt Tochter Ulrike Ehlert mit ihrer Familie und ihrem Team die Geschicke des Traditionshauses und führt auch die von ihrer Mutter 2009 begonnene Schul- und Kindergartenverpflegung weiter.
Das Einmalige der Gaststube und somit die Romantik der Vergangenheit ist aber weiterhin nahezu so, als rauchte Josef Amler immer noch in seiner Ecke die lange Pfeife und schickte zu später Stunde den letzten trägen Gast nach Hause: “Mach Dich Heeme! Mir woll´n ooch zu Bette!“